Fliegenfischen, Keep em wet

In der Hitze des Gefechts solltest du als Fliegenfischer und Angler immer die Gesundheit und das Wohlergehen des Fisches im Focus haben - auch wenn du ihn nach dem Drill nicht wieder in die Freiheit entlassen möchtest. Hier findest du 10 einfache Regeln, wie du Fische behandeln solltest!

1. Die 5 Sekundenregel
2. Halte den Fisch nicht zu fest
3. Angle mit widerhakenlosen Haken
4. Biete dem Fisch Paroli im Drill
5. Trage einen Kescher bei dir
6. Ziehe den Fisch niemals in zu flaches Wasser
7. Feuchte deine Hände beim Landen des Fisches an
8. Wenn der Haken tief sitzt
9. Du magst doch Coke, oder? Es kann Fischleben retten!
10. Gib dem Fisch ein wenig Zeit bevor du ihn freilässt

#1 – Die 5 Sekundenregel

Der Fisch verfügt über Kiemen und diese können wunderbar den Sauerstoff aus dem Wasser aufnehmen. Allerdings funktioniert dieses Atmungsorgan nur im Wasser und nicht an der Luft, da der Fisch keine Lungen hat. Daher kann ein Fisch auch nicht die Luft anhalten wie wir Menschen das können. Bevor du den Fisch nach einem möglichst raschen Drill für eine schönes Erinnerungsfoto vor die Kamera hältst, lass ihn erst im Wasser eine Minuten zur Ruhe kommen; am besten im Kescher da er im Netz unterwasser frei atmen kann. Dann solltest du die 5 Sekundenregel beachten (Zähle am besten mit): Hebe den Fisch maximal 5 Sekunden aus dem Wasser (besser kürzer) und halte ihn dann zumindest 30 Sekunden wieder im Wasser, falls du ihn erneut aus dem Wasser heben möchtest. Danach solltest du ihn noch ca. eine Minute in der Strömung halten, bis er von selbst davon schwimmen kann.     

Die 10 Sekundenregel beim Fliegenfischen

#2 – Halte den Fisch nicht zu fest

Wir haben es leider schon oft gesehen, das Fische wenn sie zappeln immer fester gehalten werden. Durch diesen Druck kannst du den Fisch ungewollt verletzen, vor allem im Bauchbereich und rund um die Kiemen sind Fische sehr empfindlich. Dort liegen die inneren Organe mit dem Herz und auch die Atmungsorgane. Fische sind viel ruhiger, wenn du sie nur auf der Handfäche aufliegen lässt und am Schwanz fixierst. Vor der Schwanzfloss befinden sich lediglich Muskeln und keine vitalen Organe. Sollte der Fisch zwischendurch unruhig werden, senke ihn kurz ins Wasser und lasse ihn atmen. Denke an die 5 Sekundenregel!

Fisch richtig halten beim Fliegenfischen

#3 – Angle mit widerhakenlosen Haken bei Fliegen und Spinnködern

Es ist ein viel verbreiteter Irrglaube, dass man weniger Fische landet wenn man mit widerhakenlosen Fliegen fischt. Wenn du den Fisch richtig Drillst und gut auf Spannung hältst, bekommst du ihn auch ohne Widerhaken. Ein schlecht gehakter Fisch wird sich mit und ohne Widerhaken lösen. Du kannst aber dem Fisch viel Gutes tun, indem du ihm den Haken nach der Landung rasch entfernst. Fliegen mit Widerhaken kannst du viel schwieriger entfernen und das bedeutet extra Stress für den Fisch, zudem steigt die Verletzunggefahr für Fisch und Angler. Denke an die 5 Sekundenregel! Alles was schnell geht ist gut für den Fisch!

Fischen mit widerhakenlosen Fliegen beim Fliegenfischen

#4 – Biete dem Fisch Paroli im Drill

Einen der Fehler die du beim Drill eines großen Fisches machen kannst, ist dir zu viel Zeit zu lassen! Je weniger du bestimmst wie der Fisch sich zu verhalten hat umso eher verlierst du die Kontrolle über die Situation. Strömungen und Hindernisse im Wasser üben extra großen Druck auf Haken und Vorfach aus und können diese aufbiegen bzw. brechen lassen. Obendrein ist es besser für den Fisch, ihn schnell zu landen. Benutze zum Landen immer ein Netz, das verkürzt die Drillzeit extrem! (Siehe Punkt #5)

Biete dem Fisch Paroli beim Fliegenfischen

#5 – Trage immer einen Kescher bei dir!

Natürlich ist die schonendste Art einen Fisch zu landen, ihn nicht zu berühren. Das ist nicht immer möglich, besonders bei größeren Exemplaren oder wenn der Haken nicht ganz vorne im Maul sitzt. Mit einem Kescher aus knotenlos gewebten Netz, Silikon oder Kunststoff kannst du den Drill abkürzen und der Fisch kann sich gut im Netz erholen. Das Lösen des Hakens ist dann auch kein Problem. Die glatte Oberfläche der Netze ist obendrein sehr schonend für die Schleimhaut des Fisches!


Hier findest du eine Übersicht aller Kescher »

Trage beim Fliegenfischen einen Kescher bei dir

#6 – Ziehe den Fisch niemals in zu flaches Wasser

Das sogenannte "Beachen" oder "Stranden" ist für den Fisch äußerst schädlich! Besonders bei der Lachsfischerei ist es sehr beliebt, einen großen Fisch in seichtes Wasser oder gar an das Ufer zu ziehen. Der Fisch schlägt dabei beim Versuch sich zurück in tieferes Wasser zu bewegen mit dem Kopf gegen Steine oder Hindernisse. Die inneren Verletzungen die er sich dabei zuziehen kann sind tödlich! Auch wenn er nach dem Release davon schwimmt, kann er Stunden danach an einem Schädeltrauma sterben.

Auf diesen Umstand sind ein Team von Fischbiologen aus BC, Kanada bei der Untersuchung von Steelhead Forellen gestoßen. Die Fische wurden, wie es sich gehört mit der Fliegenrute gefangen, anschließend mit GPS Sendern versehen und bei vermeintlich guter Gesundheit entlassen. Nach wenigen Stunden sind einige der Fische plötzlich verstorben. Diese konnten, dank GPS Ortung gefunden und untersucht werden. Es stellte sich heraus, dass die Steelhead keineswegs einen stahlharten Schädel hat, sondern dass der Kopf die empfindlichste Stelle des Fisches ist. Die Forellen haben sich durch das Schlagen mit dem Kopf gegen Steine lebensbedrohliche Verletzungen zugezogen!

Bitte denke daran, wenn du nächstes Mal einen Großen Fisch an der Angel hast, dass du ihn in zumindest knietiefem Wasser landest, da sonst auch der Gute Wille des Catch & Release nicht zielführend ist.

Ziehe den Fisch niemals in zu flaches Wasser

#7 – Feuchte deine Hände beim Landen der Fische an

Trockene Hände tragen mehr Schleimhaut vom Fisch ab und reduzieren so seine Schutzschicht gegen äußere Einflüsse. Feuchte deshalb deine Hände an, sobald es zur Landung und zum Fotografieren kommt! Der Fisch wird es dir danken!

+ Schutz der Schleimschicht: Fische haben eine Schleimschicht auf ihrer Haut, die sie vor Infektionen und Parasiten schützt. Trockene Hände können diese Schleimschicht beschädigen oder sogar entfernen. Feuchte Hände reduzieren das Risiko, diese Schutzschicht zu beschädigen.
+ Reduzierung des Stresses für den Fisch: Das Befeuchten der Hände kann auch dazu beitragen, den Stress für den Fisch zu minimieren. Trockene Hände können auf der Haut des Fisches rau wirken, was zusätzlichen Stress verursacht.
+ Verbesserung des Griffs: Feuchte Hände können paradoxerweise auch für einen besseren Halt sorgen, indem sie die Rutschigkeit des Fisches reduzieren. Dies hilft, den Fisch sicherer zu halten, was sowohl für den Angler als auch für den Fisch besser ist, und die Wahrscheinlichkeit verringert, dass der Fisch fällt und sich verletzt.
+ Catch-and-Release: Wenn man den Fisch nicht essen möchte, ist es besonders wichtig, den Fisch so wenig wie möglich zu schädigen. Das Befeuchten der Hände vor dem Berühren des Fisches ist eine einfache Maßnahme, die einen großen Unterschied für das Wohlbefinden des Fisches machen kann.

Feuchte deine Hände beim Landen an

#8 – Wenn der Haken tief sitzt

Es kommt leider ab und dann vor, dass der Fisch den Köder als zu verlockend sieht und ihn gierig verschluckt. Sollte dir das mit der Fliegen passieren, dann empfiehlt es sich lieber die Fliege im Fisch zu belassen und das Vorfach möglichst nah am Köder zu kappen. Ein "herumstochern" im Fischmaul macht viel mehr Schaden als die Fliege im Schlund zu belassen. Der Haken rostet und ist in wenigen Wochen verkapselt oder ausgeschieden. Es hindert den Fisch auch nicht an der Nahrungsaufnahme, sodass er verhungern müsste.

Wenn der Haken tief sitzt beim Fliegenfischen

#9 – Du magst doch Coke, oder? Es kann Fischleben retten!

Sollte ein Fisch an den Kiemen bluten, kann sich eine Coke als Lebensretter erweisen! Klingt komisch, ist aber so! Unsere Steelhead Guides in BC haben immer ein Dose Coke in der Kühlbox und diese wird auch immer erst am Ende des Fischtages getrunken. Denn während der Fischerei dient das Coke als First-Aid-Kit sollte mal eine Steelhead die Fliegen zu tief geschluckt haben und bluten. Wenn ein Fisch blutet wird das Coke in den Schlund gegossen. Die Blutung stoppt sofort und der Fisch hat gute Chancen den nächsten Frühling zu erleben! Das funktioniert übrigens auch im Salzwasser!

Du magst doch Coke, oder? Es kann Fischleben retten

# 10 – Gib dem Fisch ein wenig Zeit bevor du ihn freilässt

Solltest du für den Drill deines Traumfisches länger gebraucht haben, widme ihm auch mehr Zeit bevor du ihn zurück in die Freiheit entlässt. Die meisten Fische können Wasser durch ihre Kiemen pumpen und somit das Blut mit Sauerstoff anreichern. Aber besonders im Sommer wenn das Wasser warm ist und die Sauerstoffsättigung sinkt, solltest du dir extra Zeit nehmen und den Fisch in die Strömung halten. Das fließende Wasser bringt mehr und schneller Sauerstoff an die Kiemen und die Erholung tritt schneller ein. Sobald der Fisch von sich aus wegschwimmt ist alles im Lot!

Das Team von AOS Fly Fishing wünscht dir schöne Stunden beim Fliegenfischen und Angeln!

Gib dem Fisch ein wenig Zeit bevor du ihn wieder schwimmen lässt